Geriatrie – Mehr als reine Medizin
Interdisziplinäres Team hilft auf dem Weg zurück in die Selbständigkeit
Ältere Patientinnen und Patienten benötigen mehr als nur eine rein medizinische Behandlung, wenn sie mit einer akuten Erkrankung in die Klinik kommen. Deshalb haben Dr. Holger Gespers, Chefarzt der Geriatrie am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel, und sein Team stets den ganzen Menschen in all seiner Komplexität im Blick. Er braucht mehr Zuwendung, mehr Pflege, eine umfassende medizinische Behandlung sowie ein speziell abgestimmtes physio-, sprach- oder ergotherapeutisches Programm. Wenn dann auch demenzielle Beeinträchtigung oder psychische Probleme wie eine Depression dazukommen, dann müssen viele verschiedene Berufsgruppen gleichzeitig in die Versorgung miteinbezogen werden.
Deshalb spielt der Team-Gedanke eine wichtige Rolle in der Geriatrie des EvK. Regelmäßige Team-Sitzungen mit allen an der Versorgung der Patient*innen beteiligten Berufsgruppen sind eine Selbstverständlichkeit. Ein enger Austausch untereinander sorgt für schnelles Handeln. In der Akutgeriatrie werden ältere Menschen aufgenommen, die unter einer akuten Erkrankung wie z.B. Schlaganfall, Lungenentzündung oder Magenbluten leiden. Dabei wird stets auf eventuell gleichzeitig vorhandene Erkrankungen geachtet, was für die Medikamentengabe sehr entscheidend ist. Je mehr Erkrankungen gleichzeitig vorliegen, desto anspruchsvoller wird es, die richtige Medikamentenkombination zu finden.
Um den älteren Menschen wieder auf die Selbstständigkeit in den eigenen vier Wänden vorzubereiten, leisten die Therapeuten-Teams entscheidende Unterstützung. Da kann es um Hirnleistungstraining gehen, Sprachtherapie bei Schluckstörungen, Ergotherapie zur Befähigung für Alltagsverrichtungen wie Körperhygiene oder eine Gangschulung durch die Physiotherapie. Bei psychischen oder demenziellen Störungen leisten Betreuungsassistent*innen einen wichtigen Dienst. Durch ihre spielerischen Angebote sprechen sie vor allem die Sinne der Patient*innen an und vermitteln ihnen so ein entspannendes Wohlgefühl.
"Je mehr Erkrankungen gleichzeitig vorliegen, desto anspruchsvoller wird es die richtige Medikamentenkombination zu finden."
Steht die Entlassung von der Station oder aus der Tagesklinik an, wartet am EvK bereits die nächste Berufsgruppe, um Unterstützung für Patient*innen und Angehörige zu leisten: die Sozialberatung. Sie hilft dabei, die richtigen Hilfsmittel für die Zeit nach der Klinik zu beantragen oder unterstützt bei der Suche nach einem geeigneten Pflegedienst oder einer Pflegeeinrichtung.
Und damit alle Übergänge auch nahtlos funktionieren und stets die richtigen Berufsgruppen miteinander ins Gespräch kommen, hält der Liaisondienst ein waches Auge auf den Behandlungsverlauf. Bei geriatrischen Patient*innen begleitet diese Fachkraft die Behandlung vom ersten Tag der Aufnahme bis zur Regelung der Nachversorgung und sorgt so dafür, dass das Netzwerk aller an der Versorgung Beteiligten sicher funktioniert. Der Liaisondienst ist es auch, der die Empfehlung für ein geriatrisches Konsil ausspricht und Kontakt zu den Ärzt*innen, den Angehörigen sowie zu stationären oder ambulanten Einrichtungen aufnimmt.